Hat hier keiner den Durchblick?
Daniel 5

MENE, MENE, TEKEL UPHARSIN. Was hat das zu bedeuten? – Das fragte sich auch Belsazar. Wir sind Zeugen eines rauschenden Festes, der Wein fließt in Strömen, der ganze Reichtum und Luxus eines Weltreiches zeigt sich. Eingeladen hat er – Belsazar – Herrscher in Babylon, der damals größten und mächtigsten Stadt der Welt. Großkönig des babylonischen Weltreiches ist Nabonid (555-539 v.Chr.), der aber jahrelang in Tema in (Nordwest)Arabien wohnt und dort eine neue Residenzstadt errichtet. Währenddessen regiert an seiner Statt in Babylon Belsazar, sein Sohn, als eine Art Vizekönig. Und der verstand es, zu feiern, zu prassen, zu genießen. Als I-Punkt der Lästerung lässt Belsazar die Gefäße aus dem Tempel von Jerusalem herbringen; Geräte, die Gott geweiht waren, nun entwürdigt in einer rauschenden Orgie zu Ehren der Götter. Was soll das? Vielleicht sollte an die ruhmreiche Geschichte der Babylonier und ihrer mächtigen Götter erinnert werden, die über alle Feinde und deren Götter triumphiert haben – gerade angesichts der außenpolitischen Gefahr. Die gab es nämlich in Gestalt der Perser und ihres Königs Kyros, dessen wachsendes Reich das babylonische schon von Norden und Osten umschloss. Doch während es hoch hergeht erscheint sie – eine Schrift an der Wand. Mene, mene, tekel, upharsin. Mysteriös. Unverständlich. Rätselhafte Worte, geschrieben von unbekannter Hand. Die Stimmung erstirbt, im Saal wird es still. Ein unverständliches Vorzeichen galt den Babyloniern als böses Omen. Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Sagt´s mir! He, wo seid ihr Weisen? Gelehrten? Astrologen? Magier? Es bleibt still. Die Weisen schauen betreten zu Boden. Jetzt nur nicht bewegen, das könnte übel ausgehen… – Wird´s bald? Was bedeutet das? Hat hier keiner den Durchblick? – Keiner. Da erscheint die Königin…